Ödön von Horvath
Hin und Her
Zum Stück
Eine Brücke, die über den Grenzfluss führt, verbindet Norwegen und Schweden. Auf beiden Seiten der Grenze wacht ein Zöllner.
Finn Høgli wird aus Schweden, wo er ein halbes Jahrhundert gelebt hat, ausgewiesen, weil seine Drogerie Konkurs gegangen ist. Über die Brücke wollte und sollte er zurück in sein Geburtsland. Da er es aber unterlassen hat, alle fünf Jahre die Erneuerung seiner Staatsbürgerschaft zu beantragen, kann er nicht einreisen. Er wird plötzlich heimatlos, zwischen zwei Ländern.
Weil er unabsichtlich Zeuge eines geheimen Treffens beider Staatschefs wird, gewährt ihm der norwegische Ministerpräsident die Einreiseerlaubnis als letzte Amtshandlung, bevor er demissioniert.
Ein witzig-poetisches Stück über eine neutrale Brücke im Niemandsland zwischen zwei Staaten, über Heimat, menschliche Neigungen, über Paragraphenreiter und Gesetzeshüter – und über Frauen, die Menschen geblieben sind.

Regie: Dominique Saner
Autor: Ödön von Horvath
Adaption: Laurenz Suter
Team
Schauspiel
Peter Glatz
Theo Schmid
Laurenz Suter
Hanny Gerber
Andrea Soltermann
Pascal Sempach
Peter Soltermann
Dominique Soltermann
Kinder (Trollen)
Aron Burren
Silas Burren
Jonathan Aebersold
Zora Aebersold
Flurin Ammann
Linus Ammann
Fiona Gyger
Joris Wegmüller
Leonie Wegmüller
Lea Schibli
Julia Türler
Linda Türler
Timon Ryser
Jeanne Gäumann
Pascal Soltermann
Bühnenbild, Bauten
Peter Glatz
Torsten Ertl
Adrian Bieri
Christian Schenk
Heinz Haussener
Peter Kunz
Kostüme
Heidi Giger & ensemble
Requisiten
Laurenz Suter
Lichttechnik
Jürg Bill
Theo Schmid
Carlo Gieriet
Urs Baumgartner
Naturtribüne
Adrian Bieri
Christian Schenk
Stephan Schwärzler
Grafik
Stephan Bundi
Fotos
Betty Gerber
Internet
Nicolas und Theo Schmid
Finanzen
Peter Soltermann
Benz Kammermann
Presse
Theo Schmid
Dominique Saner
Sponsoring
Herbert Giger
Peter Soltermann
Peter Glatz
Dominique Saner
Abendspielleitung
Benz Kammermann
Vorverkauf
Gemeinde Vechigen
Abendkasse
Heinz Schneider
Restauration
Catering Vreni Hänni, Lindental
Video
Beat Lüthi
Seitenwagenfahrer
Renato Leuenberger
Daniel Türler
Dieter Zollinger
Autor, Vorlage
Edmund Josef von Horváth
Jugend in Österreich-Ungarn und Studium in München
Ödön (ungarisch für Edmund) Josef von Horváth wurde am 9. Dezember 1901 als Sohn eines österreichisch-ungarischen Diplomaten in Fiume (heute Rijeka, Kroatien) geboren. Der Vater stammte aus Slavonien (Ost-Kroatien) und gehörte dem Kleinadel an, die Mutter kam aus einer ungarisch-deutschen Militärarztfamilie.
In seiner Kindheit sprach er ungarisch, erst mit zwölf Jahren, als die Familie nach München und später nach Pressburg zog, lernte er die deutsche Sprache. In Wien, als er bei seinem Onkel Josef Prehnal lebte, legte er 1919 seine Matura ab und schrieb sich noch im selben Jahr an der Universität München ein, wo er bis zum Wintersemester 1921/22 Seminare in Psychologie, Literatur, Theater und Kunstwissenschaft besuchte.
Etablierung als Bühnenautor
Horváth begann 1920 zu schreiben. Sein erster literarischer Text war Das Buch der Tänze. Ab 1923 lebte Horváth vor allem in Berlin und Salzburg und widmete sich immer intensiver der Schriftstellerei. Er band sich an keine Partei, sympathisierte aber mit der Linken. Horváth warnte in manchen Stücken, z. B. in Sladek, der schwarze Reichswehrmann (1929), vor den Gefahren des Faschismus.
Horváths Ruhm als Dichter erlebte im Jahr 1931 einen ersten Höhepunkt, als er auf Anregung Carl Zuckmayers gemeinsam mit Erik Reger mit dem Kleist-Preis ausgezeichnet wurde und sein bisher erfolgreichstes Bühnenstück Geschichten aus dem Wiener Wald aufgeführt wurde.
Als die SA nach Hitlers Machtergreifung 1933 die Villa seiner Eltern durchsuchte, verliess Horváth Deutschland und lebte die folgenden Jahre in Wien und Salzburg. Um zu überleben, kehrte er 1934 wieder nach Deutschland zurück und wurde Mitglied der Union nationaler Schriftsteller. Als er jedoch im Juli 1936 aus Deutschland verwiesen wurde, strich man ihn auch aus der Mitgliederliste der Reichsschrifttumskammer.
Verfolgung und Emigration
Weil seine Stücke in Deutschland nicht mehr aufgeführt wurden, verschlechterte sich Horváths finanzielle Situation zusehends. Erst 1937, als sein Roman Jugend ohne Gott in Amsterdam erschien, konnte er wieder einen grösseren Erfolg verzeichnen. Der Roman wurde in mehrere Sprachen übersetzt, aber bereits 1938 in die «Liste der schädlichen und unerwünschten Schrifttums» aufgenommen und im Reichsgebiet eingezogen.
Nach dem Anschluss Österreichs im März 1938 fuhr Horváth nach Paris. Am 1. Juni traf er den Regisseur Robert Siodmak, um mit ihm über die Verfilmung des Romans Jugend ohne Gott zu sprechen. Am selben Abend wurde Horváth von einem herabstürzenden Ast auf den Champs-Elysées erschlagen.
Die Vorlage
Hin und Her ist eine Komödie, oder, wie der Autor selbst es nannte, eine Posse in zwei Teilen. Das Stück entstand 1933 zunächst unter dem Arbeitstitel Die Brücke und wurde am 13. Dezember 1934 im Schauspielhaus Zürich unter der Regie von Gustav Hartung uraufgeführt.
In Deutschland, wo zur Entstehungszeit bereits keine Horváth-Werke mehr aufgeführt werden durften, wurde das Stück erstmals am 29. Dezember 1965 am Hessischen Staatstheater Wiesbaden gezeigt.
Horváth galt ab 1933 in Deutschland nach der nationalsozialistischen Machtergreifung als „unerwünschte Person“. Er musste nach Budapest reisen, um seine ungarische Staatsangehörigkeit zu erneuern. Dieses Erlebnis inspirierte ihn zum Stück „Hin und Her“. Die Premiere in Zürich nutzte er als Gelegenheit, gemeinsam mit der Schauspielerin Wer Liessem, seiner damaligen Lebensgefährtin, Deutschland zu verlassen.